Als ich 2016 das erste Mal Mutter wurde, hat es nicht lange gedauert, bis die ersten Ratschläge kamen. Mit der Zeit wurden es natürlich mehr und nicht weniger nervig. Die gängigen Sätze habe ich mal notiert, mit entsprechender Begründung, warum sie mich in den Wahnsinn treiben.

Entspannte Mutter entspanntes Kind

Mein Sohn war von Anfang an ein sehr schlechter Schläfer. Die ersten zwei Jahre hat er quasi nur auf mir geschlafen. Wie oft habe ich diesen Satz gehört und hätte schreien können vor Wut. Natürlich war ich nach Wochen nicht mehr entspannt und auch heute stresst mich das Schlafverhalten meines Sohnes. Allerdings bin daran ganz sicher nicht ich schuld! Denn wenn ich was gelernt habe in den Jahren mit diesem Kind, dann ist es gelassen und entspannt Situationen anzunehmen. Aber entspannter ist mein Kind dadurch nicht.

Schlaf wenn das Kind schläft

Diesen Tipp fand ich leider genauso nervig. Denn der Große hat entweder stillend an der Brust oder im Tragetuch geschlafen. Zudem durfte ich mich, wenn er im Tragetuch war, nicht mal hinsetzen, ohne dass er wach wurde. Den Nippel aus dem Mund klauen, wenn er eingeschlafen war, hat mich jedes Mal Kreischattaken beschert. Falls ich doch mal das Glück hatte, dass er die Brust von alleine los ließ, lag er so ungeschickt auf mir, dass ich nicht aufstehen konnte. Oder ich konnte nicht schlafen, weil ich regelmäßig genau dann dringend auf die Toilette musste.

Du musst nur auf deinen Bauch hören

Als jemand, die sich mit schwarzer Pädagogik sich beschäftigt, sowie Epigenetik und Glaubensätzen, fiel es mir schwer auf meinen Bauch zu hören. Was davon war natürlich, was davon falsche Prägung? Vieles, was ich umsetzen wollte, waren falsche Vorstellungen von anderen Personen. Da wurde aus dem Baby plötzlich ein manipulativer Tyrann, der mich nur fertig machen möchte. Sich dann darauf verlassen zu sollen, was einem der Bauch bzw. die Intuition sagen soll, wird dann genauso zu einer Herausforderung.

Vorbild sein

Es ist erwiesen, dass Kinder am besten lernen, indem es ihnen vorgelebt wird. Bitte, danke, Körperpflege, Verhalten am Tisch und so weiter, gehörten bei uns natürlich auch dazu. Ich weiß nicht, wieso, aber mein Großer hat sich kein bisschen darum geschert, was er wie vorgelebt bekommen hat. Er hatte bei so ziemlich jedem oben genannten Punkt seine Probleme mit der Umsetzung. Dabei ließ es bei mir natürlich ein blödes Gefühl zurück, weil ich die Schuld daran bei mir gesucht habe. Umso erfreulicher war es, für mich, als ich feststellen durfte, dass unser zweiter Sohn mit keinem dieser Punkte Probleme hatte.

Das Kind gewöhnt sich dran

Ich muss sagen, dass dieser Satz mich wirklich regelmäßig zur Weißglut gebracht hat. Auch heute noch möchte ich all denjenigen, die mir diesen Satz gesagt haben, eine runterhauen. Erstmal das typische: still das Kind nicht zu häufig, das gewöhnt sich dran. Ach echt an regelmäßig essen oder was? Oder auch spring nicht dauernd, wenn das Kind schreit, das gewöhnt sich dran und nutzt dich aus. Es gewöhnt sich daran, dass seine Bedürfnisse erfüllt werden, wenn es eins hat? Aber es gibt auch die andere Richtung. Unsere Kinder wurden regelmäßig gebadet, die Zähne geputzt, gewickelt und zu bestimmten Zeiten in den Schlaf begleitet. Trotzdem scheint der Große jahrelang ein Problem damit gehabt zu haben, sich daran zu gewöhnen 😜. Denn die ständigen Kämpfe gegen all diese Bemühungen hätten mit der Zeit besser werden sollen. Wurde es aber nicht. Woher kommt dieser Spruch denn dann?

Brings doch zu den Großeltern

Für viele Eltern mit Großeltern in der Nähe ist dieser Satz total logisch und wird bestimmt auch gerne als Möglichkeit der Entlastung genutzt. In unserem Fall war es für den Großen und mich keine Option. Zuerst einmal wollte ich nicht jedes Mal mein Kind zu den Schwiegereltern bringen. Klar, die sehen ihren Enkel sehr gerne von sich aus, aber auf die Idee kommen ihn abzuholen kam sehr selten vor.

Nun ist unser Sohn sehr sensibel und passt sich sehr dem Umfeld an. Bedeutet also, dass er überall sonst „funktioniert“ und sein Bedürfnis nach Entfaltung unterdrückt. Genauso seine wirklichen Gefühle. Das wirkt dann für Außenstehende wie ein braves und schüchternes Kind. Leider muss er das, was er das „Draußen“ alles unterdrückt rauslassen, sobald er zu Hause ist. Bedeutet für mich, dass ich einen Gefühlsorkan nach dem anderen begleiten darf und mich anschließend fertiger fühle, als wenn mein Kind den ganzen Tag bei mir zu Hause verbracht hat.

Es wird besser

Oh, wie ich diesen Satz irgendwann gehasst habe. Nach den ersten Malen habe ich ihn noch geglaubt, aber nach 6 Monaten Mutterschaft wurde mir bewusst, dass das wohl die übliche Hinhaltetaktik von weiß der Geier wem gewesen sein muss. Denn jede Phase wurde gefühlt von einer schlimmeren abgelöst. Nach jeder Phase habe ich mit die vorherige Phase zurückgewünscht und es total Kacke gefunden, dass ich sie nicht genossen habe. Jedes Mal kamen neue Herausforderungen auf mich zu.

Schreien ist gut für die Lunge

Lass das Kind doch mal schreien. Welche Mutter hat diesen Satz nicht schon irgendwann einmal zu hören bekommen? Tatsächlich war es bei unserem großen unausweichlich, dass er schreien gelassen wurde. Ob nun im Auto bei der Fahrt, auf dem Arm beim Papa so lange ich duschen war. Solange, wie ich mich umziehen musste, war er am Brüllen. Natürlich war er bis auf die Autofahrten immer in Begleitung, während er schreien musste. Für diejenigen, die diesen Satz sagen, soll es wohl bedeuten, dem Kind, dass ja vorzugsweise manipulativ handelt, beigebracht wird, dass es auch mal warten muss. Ich hätte meinen Kindern gerne erspart, dass ich unnötigerweise schreien müssen, aber das war schlicht nicht möglich. Es gab Bedürfnisse von anderen Menschen, die eben sich erfüllt werden mussten. Theoretisch haben meine Kinder also sehr wohl gelernt, dass sie auch mal zurückstecken müssen, ohne sie allein im Dunkeln schreien zu lassen.

Er muss…

Der wohl einer der absurdesten Sätze, den ich in einer Situation zu hören bekommen habe, war, er muss sich mal allein beschäftigen. Mein Sohn war keine 4 Monate alt und hat lauthals zu verstehen gegeben, dass er auf dem Boden nicht sein möchte. Es sollten noch weitere Situation kommen, die mich immer wieder aufs Neue aus der Fassung brachten. Er muss doch endlich allein schlafen können und muss doch mal aufhören, zu stillen. Er muss zu Freunden gehen und muss richtig sprechen lernen. Natürlich muss er sich bei Geburtstagspartys wohlfühlen. Es gibt wenige Dinge, die meine Kinder müssen und schon gar nicht bestimmen, dass andere Menschen außer ihre Eltern.😉

Seit ich mich um diese Sätze nicht mehr kümmere, geht es mir viel besser. Für einen entspannteren Alltag empfehle ich dir mein „Stress raus, Entspannung rein Programm“. Schreib mir.