Betreuung

Nach zwei Jahren und zwei Monaten, hatte mich die Arbeitswelt wieder. Der ursprüngliche Plan als ich noch schwanger war, sah folgendermaßen aus. Nach zwei Jahren Elternzeit würde ich wieder Vollzeit arbeiten gehen und die Betreuung würde von den Großeltern unterstützt. Ich habe mich recht schnell nach der Geburt über Betreuungsmöglichkeiten informiert. Leider gab es keine Art die auf unsere Bedürfnisse abgestimmt war.

Schlechte Arbeitszeiten

Da die Arbeitszeiten von uns beiden recht ähnlich gewesen wären, hätte mein Sohn zum Teil bis 20 Uhr Abends betreut werden müssen. Die Kita bietet zwar schon ab 7 Uhr Betreuung an, schließt aber schon um 17 Uhr. In meiner Frühschicht würde ich da ich gerade mal den Laden verlassen. In der späten Schicht müsste ich bis 21 Uhr arbeiten, wenn wir uns bei den Schichten abgewechselt hätten, wäre unser Sohn von 17 bis 19.30 unbetreut. Samstags gibt es bei uns gar keine Betreuungsmöglichkeiten. Wir hatten uns zusätzlich über Tagesmütter beim Tagesmutterverein informiert.

Wer kommt noch in Frage?

Auch hier gab es zumindest in unserer Region niemanden der nach 19 Uhr oder samstags betreut. Es war leider nicht zumutbar das meine Schwiegereltern ihn jeden Tag von der Kita abholen sollten und betreuen bis einer von uns ihn wieder holen konnte. Genauso wenig sollten sie jeden Samstag für ihn da sein. Natürlich hätten sie sich dazu bereit erklärt, wenn wir sie darum gebeten hätten. Aber ich wollte mich nicht auf jemand anderen verlassen müssen. Schließlich sind die Beiden leider nicht ewig da und wenn einer der Beiden krank sein sollte könnten sie ihn gar nicht betreuen. Ich hatte schon die Kündigung geschrieben, als ich noch eine Option bekam. Statt Teilzeit zu arbeiten, wo ich auch abends sollte, als 450 Euro Kraft zu arbeiten. In der Position war die Möglichkeit, nur vormittags zu arbeiten.

Früh aufstehen

Runter gestuft auf einen Minijobber, war ich mir sicher, dass es für mich nicht so anstrengend sein konnte, Kind, Haushalt und Arbeit unter einen Hut zu bringen. Natürlich lief auch das nicht nach meinen Vorstellungen, es fing schon mit dem Aufstehen an. Sehr selten konnte ich allein aufstehen um mich in Ruhe zu richten. Jegliche Versuche meines Mannes ihn dazu zu bewegen noch bei ihm zu bleiben und zu kuscheln oder nochmal zu schlafen, wurden vehement verneint. Natürlich hatten wir mit Kitastart schon eine gewisse Routine, aber mit dem Gedanken im Hinterkopf zu spät zur Arbeit zu kommen, war ich dann doch etwas gestresster.

Ablauf

Der Ablauf vor dem Arbeitsbeginn sah ungefähr so aus:

Während mein Sohn auf der Küchenzeile seinen ersten Toast as, habe ich mir einen Kaffee gemacht und unser Vesper vorbereitet. Je nach Uhrzeit hat mein Mann übernommen, dass ich mich fertig machen konnte. Sobald unser Sohn den ersten Topfgang erledigt hatte, wurde er umgezogen und es ging in die Kita. Wir sind früher losgelaufen da der weg zur Kita recht kurz ist, wollte ich kein Auto benutzen. Also brachte ich ihn zu FlyladyFuss oder mit dem Buggy hin. Je nach Uhrzeit ging die Ablöse recht lange, da der Erzieher oft so früh noch nicht da war. Anschließend schnell wieder heim hetzen und mit dem Auto zur Arbeit.

Mit der Zeit wurde klar, dass ich noch früher aufstehen musste. Außerdem fiel es mir schwer die Hausarbeit richtig zu integrieren, da ich abends meist ziemlich fertig war. Also musste auch da etwas geändert werden. Bei meiner Internetrecherche stieß ich auf zwei Konzepte. Zum einen Aufräumen und ausmisten nach Marie Kondo und die Flylady die Magische Küchenspüle auf deutsch. Beide Bücher habe ich gelesen und bin schließlich auch hier wieder auf eine Facebook Gruppe gestoßen, die sich mit beiden Themen beschäftigt.

Marie Kondo und Flylady

Bei Marie Kondo wird erstmal ausgemistet was einen nicht glücklich macht, anschließend brauchen alle anderen Dinge einen festen Platz. Es wird nach Kategorien ausgemistet. Zuerst die komplette Kleidung danach Bücher und schließlich Unterlagen. Ich hab mich durch alle Kategorien durchgekämpft. Am schlimmsten war es durch die Erinnerungen zu gehen und hier Dinge zu entsorgen. Ich bin immer noch dabei auszumisten. Es finden sich immer wieder Ecken die noch nicht angefasst wurden.

Bei der Flylady werden erstmal passende Routinen ausgearbeitet und anschließend das Zuhause in fünf Zonen aufgeteilt die wöchentlich bearbeitet werden. Es brauchte bei mir ungefähr vier Wochen Vorarbeit, um dann entsprechend mit einem sogenannten Kontrolljournal zu arbeiten. Dafür habe ich mir ein Filofax besorgt. Hier habe ich mir meine Routinen und Zonenlisten eingeheftet. Da das Thema sehr groß ist, werde ich dazu einen extra Blogpost schreiben.

Planung

Ohne eine gute Planung ging leider gar nichts mehr. Ich plante jeden Monat mit Terminen. Jede Woche wurde sonntags vorgeplant und schließlich jeden Vorabend eine ToDo Liste geschrieben. Außerdem bin ich zusätzlich im Elternbeirat der auch Planung und Termine in Anspruch nimmt. So wie die vielen Veranstaltungen die es in der Kita gibt, die Aktionen für die ich zusätzlich Aufgaben einplanen musste. An den Arbeitstagen werden entsprechend wenig Putzaktionen gestartet und auch wenn möglich schnelle Gerichte gekocht. An den arbeitsfreien Tagen werden die Zonenarbeiten erledigt und vormittags schon gekocht und den nächsten Tag vorgeschnippelt, so habe ich mittags genug Zeit mich um den Kleinen zu kümmern. Unsere Mahlzeiten planen wir immer im voraus, die Zutaten werden einmal die Woche eingekauft.

Bullet Journal

Meine Vergesslichkeit hatte inzwischen so ein extremes Ausmaß angenommen, dass ich schon vermutet hatte irgendeine Hirnkrankheit zu haben. Ich konnte in der einen Sekunde etwas in der Hand haben und in der nächsten wieder vergessen wo ich es abgelegt hatte. Wenn ich Dinge notierte, vergaß ich wo der Zettel lag. Ich hatte in der Facebook Gruppe von dem Bullet Journal gelesen. Auf YouTube und Pinterest gibt es hierzu tolle Videos und Bilder die ich sehr gern angeschaut habe. Leider war mir schnell klar, dass ich weder Zeit noch Nerven darin investieren konnte, das alles so hübsch zu gestalten. Trotzdem ließ mich die Methode nicht los.

Die Homepage

Schließlich schaute ich auf der Homepage von Bullet Journal vorbei, hier erfuhr ich worum es eigentlich ging. Plötzlich machte das ganze etwas mehr Sinn. Ich nahm mir ein altes Notizbuch und machte meine gewohnte Wochenübersicht und startete damit meine täglichen Aufgaben aufzuschreiben. Der Monat war fast um als ich mich schließlich entschied, das entsprechende Buch zur Methode von Ryder Caroll zu lesen. Hier erfuhr ich, das es dem Armen so ging wie mir. Den Kopf voll mit Sachen die er nicht notiert bekam und schließlich viel vergessen hatte.

Daily Log

Der größte Aha- Moment war die Art wie mit dem sogenannten Daily Log umgegangen wird. Egal was einem gerade einfällt wird notiert. Eine Aufgabe, ein Termin, Gedanken, Gefühle egal was, es wird notiert. Am Ende des Tages wird nochmal drüber geschaut. Sind Aufgaben erledigt, hakt man sie ab. Muss ich Termine in meinen Kalender übertragen? Was ist mit den Gedanken und Notizen? Benötigen die eine weitere Handlung, wenn dem so ist, werden sie entsprechend bearbeitet. Neue Aufgaben für den nächsten Tag werden notiert. Früher habe ich so Dinge entweder im Handy Kalender notiert oder in die Notiz App geschrieben. Leider habe ich selten wieder rein geschaut.

Nach nun mehreren Monaten wieder arbeiten und den verschiedenen Systemen, kann ich sagen das ich zumindest das Gefühl habe wieder mehr im Griff zu haben. Vergessen gehört leider noch immer dazu, aber lange nicht mehr in diesem Ausmaß. Zwischendurch hatte ich sogar die Hoffnung wieder Teilzeit arbeiten zu können, derzeit würden aber mein Kind und mein Mann und vor allem ich darunter leiden.