Dass unser Sohn anders war, fiel mir auf, nachdem ich einige Gespräche mit anderen Mamas hatte. Als andere sagten, genieße die Babyzeit, fragte ich mich dauernd, was ich genießen soll und wann der Zeitpunkt zum Genießen kommt. Natürlich habe ich wieder recherchiert und bin dabei auf einen Blog mit Kriterien gestoßen, die unser Kind beschrieben. Im Englischen werden solche Babys als Highneed bezeichnet. Dr. Sears hat 12 Punkte zusammengefasst, die ein solches Kind auszeichnen. im Orginal hier nachzulesen. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Mir ging es aber besser. Plötzlich machte ich mir keine Vorwürfe mehr, ob ich daran schuld bin, dass er so ist.
Inhaltsverzeichnis
12 Punkte nach Dr. Sears
- Intensiv–Die Art wie das Kind weint, die Lautstärke seiner Stimme und vor allem die Intensität, mit der es sich eine umfassende Versorgung einfordert.
- Hyperaktiv – Dies ist lediglich eine Beschreibung und keine Bewertung. Es hat nichts mit ADHS zu tun, bedeutet, dass dein Baby sehr aktiv ist, geistig sowie körperlich, und wirkt selten sehr entspannt.
- Anstrengend– Dein Baby fordert viel, es kostet dich unheimlich viel Energie.– Dein Baby fordert viel, es kostet dich unheimlich viel Energie.
- Will ständig an die Brust/ gefüttert werden – Babys stillen nicht nur ihren Hunger, sie genießen auch die Nähe. Besonders Highneed Babys stillen oft und lassen sich gerne Zeit dabei um die Nähe so lange wie möglich zu genießen.
- Dein Baby fordert sehr viel – wenn dein Baby etwas will, dann sofort. Es fordert es, lauthals.
- Wacht ständig auf – Auch wenn Highneed Babys von allem viel mehr brauchen, eins brauchen sie nicht und das ist viel Schlaf.
- Unzufriedenen – Es wird Tage geben, an denen alles Tragen, Stillen, Schaukeln und Bespaßen nichts nützen wird.
- Unberechenbar– Bei Highneed Babys wird es Tage geben, an denen das Tragen im Tragetuch das Schönste auf der Welt ist. Am nächsten Tag kann das aber schon wieder anders aus sehen.
- Sensibel– Diese Babys mögen Vertraut- und Sicherheit. Neue Situationen lösen in ihnen mehr aus als in anderen Babys.
- Lässt sich nicht ablegen– es gibt aber auch das Gegenteil, manche Babys benötigen mehr Raum für sich.
- Kann sich nicht selbst beruhigen – Das können natürlich viele Babys am Anfang nicht. Bei Highneed Babys hilft meistens jedoch nur die Interaktion mit Mama oder Papa, um sich zu beruhigen.
- Trennungen fallen schwer – Aus der Sicht eines Highneed Babys bist du als Mama oder Papa/Bezugsperson ein Teil von ihm und keine eigenständige Person.
Unser Highneed Baby
Bei uns trafen nicht alle 12 Punkte zu. Mit dem Wissen, wie die Menschen sich entwickelten und dass man verhältnismäßig kurze Zeit die moderne Lebensweise hat, sieht man viele „Probleme“ der Babys gar nicht mehr als solche an. Ein Baby schläft nicht allein, weil es den Tod bedeuten kann, in Form von Kälte, Fressfeinden oder zurückgelassen werden. Tagsüber im Tuch oder auf dem Arm schlafen, ergibt Sinn, da wir Nomaden waren, die viel wanderten, und die Kleinen wurden natürlich getragen. Mein Kind wachte auf sobald wir uns nur setzten. Es wurde anfangs bei allen außer bei Mama gebrüllt, sie ist Sicherheit und Nahrungsquelle in einem.
Nachdem ich den Blog gelesen hatte, habe ich mich mit einigen Müttern in meinem Freundeskreis darüber unterhalten. Eine war überhaupt nicht glücklich, da ich wohl vorhatte, mein Kind in eine Schublade zu stecken und unser Leben danach richten möchte. Ich habe recht schnell aufgehört, mich mit ihnen über gewisse Themen zu unterhalten. Das fand ich schrecklich, schließlich gibt es nur wenige Mamas, die ich kenne, die in meinem Alter sind und die für den doch so wichtigen Austausch gut sind.
Auf der Suche in Facebookgruppen
In meiner Verzweiflung und dem Unverständnis, das mir zum Teil entgegengebracht wurde, musste mal wieder Facebook herhalten. Und siehe da, auch hierfür gab es eine Gruppe, diese war noch recht klein. Die Beschreibung befasste sich mit dem oben genannten Dr. Sears daher wusste ich, hier bin ich richtig. Nach kurzem Lesen der Einträge stellte ich fest: Hier werde ich verstanden. Plötzlich gab es ganz viele Babys, die meinem entsprachen, Eltern, die genauso nach Hilfe und Verständnis suchten. Aber auch Momente, in denen ich feststellte, dass unser Kind gar nicht so schlimm war. Er war zum Beispiel kein klassisches Schreikind. Was allerdings nicht bedeutet, dass er in meinen Augen wenig schrie, er erfüllte letztendlich nicht die „vorgegebenen Stunden“. Nächtliche Wachphasen hatten wir kaum und der Papa wurde recht schnell als Bezugsperson akzeptiert.
Keine Kurse für uns
Aus Erfahrung habe ich viele Situationen vermeiden müssen oder zu Gunsten meines Sohnes gelassen. Die üblichen Kurse wie Babyschwimmen oder Babymassagen sowie Pekip waren allein schon aufgrund der Autofahrt nicht möglich. Den ersten Kurs haben wir erst besucht als er schon 16 Monate alt war. Er braucht lange, bis er sich wohlfühlt. In Kursen, die wir besucht haben, hat er sich oft erst beim dritten Besuch entspannt. Familienfeiern waren anfangs schrecklich. Die allgemeine Haltung Babys gegenüber in meiner Familie fand ich unmöglich.
Da war es normal, das er brüllen muss, weil ihn jemand auf den Arm nehmen wollte. Für mich undenkbar. Ich wurde als Weichei bezeichnet, weil ich ihn nicht zum Einschlafen schreien lassen wollte. Ihm wurde kein Respekt entgegengebracht, ungefragtes Anfassen war normal. Für das Unterbinden wurde ich natürlich auch entsprechend betitelt. Unser Sohn ist bis heute sehr kritisch anderen Menschen gegenüber.
Ich lernte viel Neues
Dadurch, dass er sich nicht ablegen lassen wollte, lernte ich, ihn im Arm an- und auszuziehen. Mich selbst konnte ich leider nicht vollständig umziehen, mit ihm auf dem Arm, da ging es nicht anders. Essen war oft eine Herausforderung. Er hing über der Schulter und ich hatte mein Essen auf der Mikrowelle und aß stehend. Duschen hatte ich mit ihm zusammen versucht, wollte er leider auch nicht. Somit wurde entweder geduscht, wenn der Papi da war, oder ich habe ihn in den Maxi‑Cosi und später in den Hochstuhl gesetzt. Zusammen baden traute ich mich erst allein, als er sicher sitzen konnte. Für ihn war es nur so lange toll, bis ich mich anziehen und fertig machen musste. Aufgrund der wenigen Zeit die er mir gönnte, trennte ich mich von meinen langen Haaren. Abgesehen davon hatte er beim Rückentragen im Tuch, viel Freude daran, an den Haaren zu ziehen.
Viele sagten, dass ein strukturierter Tagesablauf dem Kind helfen soll, ihn zu regulieren. Das funktionierte nur bedingt. Ob ein ereignisreicher Tag zu längeren Schreiphase oder schlechterem Schlaf führte, habe ich leider bisher nicht herausgefunden. Im Schub wurde oft viel weniger geschlafen. Auf den Schlafrhythmus musste ich anfangen zu achten. Da wir feststellen mussten, dass er nach fünf Minuten Schlaf im Auto wieder so viel Energie hatte, dass er bis zum Abend nicht mehr schlief. So musste ich auch die komplette Tagesplanung um die Tagesschläfchen herum basteln.
Ich habe viel ausprobiert
Er hat anfangs ständig genörgelt. Ich habe mit vielen Hilfsmitteln versucht, unser Zusammenleben zu verbessern. Ganz am Anfang versuchte ich, wenn Tragen nicht möglich war, ihn in der Wippe zu bespaßen. Als er sitzen konnte, war er im Hochstuhl. Sobald er sicher stehen konnte, bekam er einen selbstgebauten Lernturm. Jedes Mal, wenn er etwas Neues konnte oder durfte, hat sich die Laune für ein paar Tage verbessert. Seit er laufen kann, ist er ein sehr fröhliches Kind.
Unser Sohn fordert schon immer viel Aufmerksamkeit, ganz typisch für ein Highneed Baby. Ich muss bei ihm sitzen, am besten natürlich mitspielen. Er ist sehr trickreich, hat Abläufe schnell erkannt und beeinflusst sie zu seinen Gunsten. Wenn etwas nicht so läuft, wie er es möchte, herrscht Weltuntergangsstimmung. es fließen auch sofort Tränen. Sehr schnell kann er aber auch wieder lachen, sobald die Situation vorbei ist. Er kann von nichts genug bekommen, wenn er gefallen an etwas gefunden hat. Viele Dinge finden von seiner Seite kein Ende. Spiele, die ihm Spaß machen, spielt er lange. Meist sind wir Erwachsenen diejenigen, die vorher aufhören müssen, weil uns schlicht die Kraft ausgeht.
Es gibt immer noch Tage, die wahnsinnig anstrengend und kräftezehrend sind. Allerdings hat sich vieles gebessert. Mit dem Buggy in der Stadt shoppen gehen, sind Dinge, die ich uns bis er 18 Monate alt war, nicht zugetraut hätte. Natürlich gibt es auch Dinge, die noch immer schwierig sind. Bisher haben wir es geschafft, abzustillen und Schlafen ist auch eine Sache für sich.
Ich bin Alexandra – Mentorin für kreative Businesschaotinnen, die Struktur wollen, ohne sich in Planungstabellen zu verlieren. Ich unterstütze dich dabei, dein Chaos nicht wegzudrücken, sondern liebevoll zu sortieren. Mit klaren Prioritäten, selbstfürsorglicher Planung und einem strukturbefreiten System, das wirklich zu dir passt. In meinem Blog teile ich Impulse, Tools und Gedanken für alle, die sich zwischen Ideenflut und Alltag nicht selbst vergessen wollen. Wenn du lernen willst, wie du dich selbst organisierst, ohne dich zu verbiegen – dann bist du hier genau richtig.