In einem Socialmedia Post hatte ich zum Tag der mentalen Gesundheit fünf Tipps geteilt. Einer davon war, dass du dir Hilfe holen kannst, um deine mentale Gesundheit zu verbessern. Dabei ist mir eingefallen, dass es bei mir gar nicht so einfach war. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass du gar nicht weißt, wann du Hilfe brauchst und wo du dir Hilfe holen kannst. Darum soll es in diesem Beitrag gehen.

 Hilfe holen klingt einfacher als es ist

Es ist nicht unbedingt so einfach, sich Hilfe zu holen, wie es klingt. Bei mir zum Beispiel wurde es mehrfach von diversen Ärzten abgetan. Alle meine körperlichen Beschwerden, zum Beispiel Schuppenflechte, Reizdarm und Magenbeschwerden, wurden nie auf die Psyche bezogen! Merkwürdigerweise sind kaum noch welche vorhanden, seit ich mich behandeln lasse bzw. selbst aktiv geworden bin. Ich habe es ja auch hinter mir, habe Hausarzt und Frauenarzt angesprochen wegen Burnout und postnataler Depressionen. In der Hinsicht bereue ich es, Kinder bekommen zu haben. Der Große hätte einiges nicht so mitgemacht, wenn ich vorher schon die Hilfe bekommen hätte. Allerdings war bis dahin der Schmerz wohl nicht groß genug und ganz sicher hätte ich ohne Kinder den Schritt nicht noch einmal gewagt.

Der erste Burnout

Ich habe als führende Angestellte meinem Hausarzt gesagt, dass ich vermute, einen Burnout zu haben. Seine Aussage: „Na so weit würde er jetzt nicht gehen, des probieren wir erstmal anders.“ Ich hätte damals dankend wenigstens Tabletten genommen, nicht mal das, noch nicht mal eine Krankschreibung habe ich bekommen! Leider habe ich mich damals nicht in der Lage gefühlt auf meine Hilfe zu beharren und es sollten noch viele Jahre vergehen, bis ich mir dann doch letztendlich Hilfe geholt habe.

Postnatale Depression

Nach der Geburt habe ich viel gegoogelt, weil ich gemerkt habe, hier stimmt etwas nicht, ich stimme nicht. Ich habe mich also gefragt: Wie komme ich an Hilfe? Und herausgefunden, dass ich mit meinem Frauenarzt sprechen sollte. Bei der ersten Untersuchung mit vier Wochen altem Baby auf dem Bauch, weil oh wie unnormal 😏 der bleibt nicht im Autositz, wurde ich wieder mit den Worten: „Soweit sind wir noch nicht” abgeschmettert. „Kinder sind halt anstrengend.“

Es gibt Länder, die uns für unser Gesundheitssystem beneiden!

Therapeutische Hilfe finden

Ja, in Deutschland einen Therapeuten zu bekommen ist nicht so einfach, aber nicht unmöglich! Weiter unten habe ich dir Stellen aufgeführt, wo du suchen kannst. Im Zweifel musst du selbst aktiv werden. Ich habe 30 Therapeuten in meiner Umgebung angerufen. Eine hat zurückgerufen. Der übliche Weg ist der Gang zum Hausarzt, der dir die Hilfe attestiert. Ich habe mich bei der kassenärztlichen Vereinigung nach Therapeuten in der Umgebung geschaut.

Als Außenstehende/r hellhörig sein

Auch als Außenstehende/r kannst du herausfinden, ob sich jemand Hilfe holen sollte. Wenn in euren Gesprächen folgende Punkte immer wieder auftreten:

  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung
  • Gereizt
  • Keine Freude
  • Magen- oder Darmprobleme
  • Extreme Vergesslichkeit
  • Merkwürdiger Umgang mit sich oder anderen

Stellen für Hilfe finden

Ganz banale Hilfe könnte auch sein:

  • Putzfrau
  • Haushaltshilfe kann vor der Krankenkasse übernommen werden, wenn ein Kind unter 12 Jahren im Haushalt lebt und du krank bist.
  • Familienhilfe
  • Vielleicht sogar eine Leihoma

Hilfe zur Selbsthilfe

Ich habe Resilienz nicht nur für dich studiert, sondern auch für mich. Da habe ich dann bemerkt, dass ich schon nahezu alles richtig umsetze, nur eben noch nicht so recht, warum und was es für Auswirkungen hat. Und vor allem, wie ich dran bleiben kann. Damals war ich aber auch schon in Therapie. Ich habe mir aufgrund von Aussagen aus dem Freundeskreis, dann auch noch Hilfe durch Erziehungsberatung geholt, weil ich selbst nicht weiter gekommen bin. Nachdem ich so ziemlich jedes Buch und jeden Blog und jedes Forum durch hatte. War mir klar, alleine schaffe ich es nicht, das musst du auch nicht.

Bemerken dass du Hilfe brauchst

Bei mir hat sich mit der Zeit die Wahrnehmung irgendwann so verzerrt, dass ich schon gar nicht mehr bemerkt habe, dass mein Denken alles andere als normal ist.

Bei einer Untersuchung in Form einer Studie wegen Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes in der zweiten Schwangerschaft, bin ich angesprochen worden, weil ich im Fragebogen wohl Dinge angekreuzt hatte, die für eine Hochschwangere bedenklich waren. Für mich waren die Gedanken und der Zustand schon lange nicht mehr unnormal, da ich ja von Fachpersonal oft genug zu hören bekommen habe, das ist nicht so wild, das ist jetzt halt so. Wenn nicht die Ärzt:innen das wissen, wer denn dann? Ich bin nicht nur einmal auf sie zugegangen, aber dank unserer so großartigen Leistungsgesellschaft, wird da gern darüber hinweg geschaut.

Wenn also jemand schon Wörter wie Burnout oder postnatale Depression äußert, dann nimm das ernst!