Die #boomboomblog2022 Challenge von Judith von Sympatexter brachte mich auf diesen Blogartikel. Ich habe länger gebraucht, ihn zu schreiben. Er ist einer meiner persönlichsten Blogartikel, den ich je geschrieben habe. Hier erfährst du, wie ich zu dem wurde, was ich bin. Organisationsmentorin für kreative Chaotinnen.
1.1984 Kindergarten, erste Hochzeit und beste Freundin
Kaum im Kindergarten angekommen, wurde ich von meiner ab da besten Freundin ausgesucht. Wir blieben bis in die Realschule befreundet. Ich heiratete einen Jungen, schon damals. Da ging es schon los, dass ich mich immer wieder am anderen Geschlecht orientierte. Ich war gefühlt ab da nur noch in irgendwelche Jungs verschossen. Meine Zuneigung drückte ich in der Regel mit Schlägen aus.

2.1987 Kindheit, die ordentliche Bücherratte

Ich als Kind im Bikini mit einem Buch

Als Kind habe ich viel gelesen. Hier war ich im Urlaub mit meinen Großeltern

Als Kind war ich immer die ordentliche von uns beiden. Es wurde immer gewitzelt, dass meine Schwester die Unordnung macht und ich es anschließend wieder aufräume. Durch meine Mutter lerne ich die Liebe zu den Büchern kennen. Ziemlich sicher habe ich vor der Schule schon lesen gekonnt. Sie waren mein Ausweg aus der realen Welt, die ich selten ertragen konnte. Viel später brachte mich die Erkenntnis, dass es tatsächlich Kinder gibt, die sich nicht wünschen vertauscht, worden zu sein, völlig aus der Bahn.
3.Grundschule Ziellos planlos zukunftslos

Ich liege auf einer Holzbank in meinem Jugendzimmer

Ich als Teenager in unserem gemeinsamen Zimmer.

Ich wusste nicht so recht was ich werden wollte, meine Schwester kann sich erinnern, dass ich wohl mal Tierärztin werden wollte. Ich meine das ich mal Journalistin werden wollte. Ich bin in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Ohne Vaterfigur und einer Mutter, die sich mit mehreren Jobs und drei Kindern durchschlagen musste. Die meiste Zeit habe ich nicht bewusst wahr genommen und gefühlt “woanders” verbracht.
4.1996 Weiterführende Schule, was will ich überhaupt
Ich hatte wirklich keine Ahnung was ich überhaupt machen will nach der Schule. Die üblichen Praktikas waren mir keine Hilfe, so war ich in einer Buchhandlung und merkte, dass mir das Führen der Kundenkartei mehr Spaß machte, als das Beraten der Kunden. In der Zeit war mir leider das andere Geschlecht viel wichtiger als alles andere, so dass ich eher schlecht als recht meinen Realschlussabschluss schaffte. Warum ich trotz italienischer Wurzeln das Hauswirtschaftsfach anstelle von Französisch gewählt habe, ist mir ein Rätsel, denn ich habe jede einzelne Stunde gehasst und sogar die Unterschrift der Entschuldigungen gefälscht. Mobbing wegen meiner Kleidung waren an der Tagesordnung.
5. 1997 Erste Süchte und Abhängigkeiten
Ich trieb mich die meiste Zeit in Kneipen herum und lernte, was es bedeutet ein Alkoholproblem zu haben. Natürlich war ich schwer verliebt in einen jungen Mann, von dem ich mich in jeglicher Hinsicht abhängig machte. Ich lebte quasi nur für ihn und war überzeugt davon, dass ich ohne ihn nicht weiter leben könnte.
6. 1998 weiter Schule ohne Plan dafür die ersten Jobs

Ich zapfe gerade ein Bier

Bei einem meiner ersten Jobs in der Kneipe

Nach der Realschule wusste ich noch immer nicht wie es weiter gehen soll, darum beschloss ich ein einjähriges Berufskolleg für Gesundheit und Pflege zu machen. Dort fand ich heraus, dass ich nicht an Patienten arbeiten möchte, sondern lieber an der Rezeption die Patienten koordinieren wollte. Zudem nahm ich den ersten Job an und bediente drei Tage in der Woche in einer Kneipe, um mir etwas dazuzuverdienen. Ich hatte viel Spaß dabei und machte viele tolle Bekanntschaften.
7.1999 Noch ein Schuljahr dran gehängt, der Auszug
Nach dem Berufskolleg gings in die Berufsfachschule für Druck und Medien. Hier lernte ich Grundlagen zur Fotografie, Buchdruck und was ein Mediengestalter macht. Ich entschied, dass ich nicht auf Knopfdruck gestalterisch tätig sein kann und dass alle anderen viel besser sind als ich. Zudem habe ich mit Erreichen des 18. Geburtstages die Chance genutzt und bin ausgezogen. Leider gab es damals für mich nur die Option zu meinem damaligen Partner zu ziehen. Meine Mutter prophezeite mir, dass ich wie sie früh schwanger werden würde und meine Leben versauen werde wegen des Typen.
8. 2000 Der Zufall brachte mich weiter

Ich an der Kasse

Als Verkäuferin habe ich über 18 Jahre gearbeitet.

Es ergab sich, dass ich aus einem Event Aushilfsjob eine Stelle als Aushilfe im Verkauf auftat. So ging ich nach der Schule direkt in den Verkauf. Dort stieg ich zur Teilzeitkraft auf Vollzeitbasis um, weil ich sah, dass Mitarbeiter gebraucht wurden. Verkaufen fand ich grässlich, mich hat der bloße Gedanke in diesem Laden auf Menschen zugehen zu müssen schon Bauchschmerzen bereitet. Ich konnte mich aber mit der Lagerhaltung und der Kasse gut anfreunden.
9. 2003 Ausbildung Der Weg des geringsten Widerstandes
Nach mehreren Jahren ergab sich mir die Möglichkeit eine Umschulung, als Einzelhandelskauffrau zu machen. So wollte ich mich gar nicht erst woanders bewerben und fragte, ob ich in meiner aktuellen Anstellung die Umschulung machen kann. Daraufhin wurde ich die erste Auszubildende in dieser Filiale. Inzwischen wusste ich sehr genau, dass ich die sonst von allen verhasste Zettelschubserei im Büro ganz gerne hatte.
10. 2005 Dekotante noch mehr Zufälle
Der nächste Zufall ergab sich. Unsere Dekorateurin wurde entweder zu teuer oder wollte nicht mehr weiter machen, so wurde ich gefragt, ob ich dazu Lust hätte. Klar mache ich das. (Hatte ich nicht weiter oben erwähnt, dass ich nicht auf Knopfdruck kreativ sein kann?) Ich würde dafür in die Zentrale zur Schulung geschickt und lernte schnell, dass ich mich weitestgehend an die Vorlagen halten sollte. Mit den Jahren machte ich regelmäßig alle zwei Monate drei bis vier Filialen in unserem Gebiet.
11. 2006 Stellvertretende Filialleitung
Noch während meiner Ausbildung wurde der Filialleiter gekündigt. Sodass ich sämtliche Büroarbeit übernehmen musste. Ein Mitarbeiter wurde schließlich der Filialleiter und wollte mich als seine Rechte Hand haben. Wir ergänzten uns gut. Er war der Zahlenmensch und für mich war wichtig, dass der Laden und das Lager sauber und gut sortiert war.
12. 2012 Filialleiterin

ich auf den Motorrad

Zum Motorrad fahren bin ich selten gekommen, obwohl ich das Zubehör dazu verkaufte

Nach Jahren ging der Filialleiter und mir wurde die Stelle angeboten. Ich sah für mich die Chance, alle besser zu machen. Endlich den Laden so zu führen wie es meiner Ansicht nach richtig ist. In dieser Zeit merkte ich sehr, wie ineffektiv gearbeitet wurde. Dabei gings mir damals schon nicht darum, dass man viel leistet, sondern die Zeit, die ja eh schon knapp war sinnvoll und kräfteschonend nutzt. Das die Arbeitsabläufe für ungelernte Mitarbeitende dokumentiert wurden. Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit standen für mich an oberster Stelle.
13. 2015 Burnout
Ich merkte irgendwann, dass ich die üblichen Symptome eines Burnouts hatte. Ich schlief schlecht bis gar nicht. Kam überhaupt nicht gut aus dem Bett. War ständig gereizt und hatte das Gefühl, dass niemand einschließlich mir irgendetwas richtig machen konnte. Durch das Saisongeschäft war ich immer im Zwiespalt zwischen genug Mitarbeitende für die Kunden und darauf achten, dass die Mitarbeitenden ihre Pausen einhielten und nicht zu viel Mehrarbeit leisteten. Mein Hausarzt hat mich nicht ernst genommen.
14. 2015 Sinn des Lebens
Durch viele Situationen in der Firma stand ich irgendwann an dem Punkt, an dem ich mich fragte, was das ganze denn überhaupt für einen Sinn hatte. Ich hatte mich nicht mehr verstanden gefühlt und es macht alle andere als Spaß. Die biologische Uhr fing an zu ticken und ich fragte mich, was den von mir noch übrig blieb, wenn ich nicht mehr da bin.
15. 2015 Schwangerschaftsdiabetes?
Ich habe aufgrund eines Verdachts der Schwangerschaftsdiabetes eine Studie mitgemacht, um festzustellen, dass ich kein Diabetes hatte. Zur Studie gehörte ein Fragebogen, der die betreuenden Ärzte dazu veranlasste mir nahezulegen einen Therapeuten aufzusuchen. Denn meine Antworten waren wohl zu extrem.
16. Juli 2016 Geburt Geburtstrauma postnatale Depression
Die Geburt und alles danach lief kein bisschen wie ich mir das vorgestellt hatte. Genaueres kannst du im Blogartikel nachlesen, da habe ich die Geburt beschrieben. Erst später wurde klar, dass ich ein Geburtstrauma hatte. Ziemlich sicher hatte ich auch eine postnatale Depression, die ich auch bei meinem Frauenarzt angesprochen hatte. Leider hat der mich so gar nicht ernst genommen. Während der ersten Wochen und Monate lernte ich auch mein inneres Kind kennen und auch, dass es dringend Heilung benötigte.
17. Juli 2017 das Blogabenteuer startet
Mein Geburtstrauma und auch die ungewöhnlichen Erfahrungen, die ich machte, wollte ich zum einen verarbeiten und zum anderen den ganzen Mamas da draußen aufzeigen, dass es eben auch eine andere Seite des Mamadaseins gibt. Das nicht immer alles Friede Freude Eierkuchen ist. Wie schwer es sein kann, mit einer nicht optimalen Kindheit und einem entsprechenden Päckchen sein Mamadasein zu bewältigen. So lernte ich da auch schnell den Begriff der schwarzen Padagogik kennen und wie sehr er unsere Gesellschaft und mich beeinflusst hat.
18. Februar 2018 Highneedbaby
Unser erster Sohn ist ein sogenanntes Highneedbaby mehr dazu kannst du in diesem Beitrag lesen. Aufgrundessen das er so extrem viel Aufmerksamkeit brauchte habe ich mich selbst nicht mehr wahrgenommen und quasi nur noch für den Kleinen existiert. Meine sehr langen Haare ließ ich gehen, weil mir schlicht nicht genug Zeit blieb. Zudem rupfte mein Tragekind ständig an den Haaren.

19. 2018 Mamaburnout
Nach 6 Monaten war klar Mama Burnout, es muss sich was ändern. Ich befasste mich mit der Organisation des Haushaltes und stieß dabei auf den Begriff Mental Load. Lernte darauf hin das Fly lady system kennen und fing ab da an ein Bullet journal zu benutzen. Durch diese Hilfsmittel wurde unsere Wohnung wieder ansehnlicher. Ich konnte wieder klar denken und war nicht permanent am Limit mit den Nerven.
20. Juni 2019 Selbstständig als virtuelle Assistentin

Selfie am Laptop im Kinderzimmer

Das war in der Anfangszeit der Selbstständigkeit leider üblich. Arbeiten im Kinderzimmer

Mit dem Anmelden des Gewerbes hatte ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Es hat mich mal wieder ordentlich durchgeschüttelt. So viele Fragen, Sorgen und Ängste kamen auf mich zu. Ich konnte die Schwangerschaft nicht genießen.
21. 2019/2020 viele Auseinandersetzungen mit dem werdenden großen Bruder
In der Schwangerschaft hatten wir viele Krisen mit unserem Großen. Er kam nicht klar damit , dass Mama nun nicht mehr so kann, wie er es gewohnt war. Trotz wir ihn schon lang vorher darauf vorbereitet hatten.
22. Februar 2020 Zweite Geburt
Wieder ein Kaiserschnitt, obwohl eine Hausgeburt geplant war. Ich musste im Krankenhaus sein und es lief wieder nichts wie geplant. Der Große wusste nicht so recht, ob er den Bruder jetzt mag oder ihn gleich wieder weg schicken will. Dabei war der im Gegensatz zu ihm super pflegeleicht (wie das klingt).
23. März 2020 Corona
Jeder hatte in der Zeit sicher auch seine Päckchen zu tragen, wir hatten vor allem viele Probleme mit unserem Großen. Aufgrund der unsicheren, sich ständig wechselnden Situation war er schlicht völlig durch den Wind. Dann noch der kleine Bruder, der so gar nicht den Vorstellungen entsprach. Mit zwei Kindern dann natürlich auch wieder alles neu organisieren. Ich kam oft und viel an meine Grenzen. Trotz ich viel innere Kindarbeit betrieben hatte, war ich oft an dem Punkt, der mich zum Ausrasten gebracht hat. So konnte es nicht weiter gehen.
24. 2020 Therapie der größte Schmerzpunkt ist erreicht
An meinem 39. Geburtstag beschloss ich mir professionelle Hilfe zu holen. Es war klar, dass ich ohne fremde Hilfe nicht mehr aus dieser negativ Spirale heraus zu kommen. Nachdem sie in der Klinik bei der Diabetes Studie ja schon empfohlen hatten mir Hilfe zu suchen, konnte ich die ganzen Herausforderungen so einfach nicht mehr ertragen. Was die Therapie mir bisher gebracht hat, kannst du in diesem Beitrag lesen. Oberster Punkt den ich schnellstens angehen sollte laut Therapeutin: SELBSTFÜRSORGE.
25. März 2021 Erziehungsberatung ich will meine Kinder besser verstehen
Es gab nach wie vor zu viele Situationen, die mich und meinem Mann an unsere Grenzen gebracht haben, so dass wir uns an eine Erziehungsberatung gewandt haben. Auch hier war der innere Vorwurf des Versagens vorhanden. Allerdings hatte Corona einfach eine riesen Rolle dabei gespielt. Auch hier durfte ich mir wieder vor Augen halten, wie wichtig es doch ist, sich, um sich selbst zu kümmern.
26. April 2021 Resilienztrainerin etwas Sinnvolles tun
Die ständige Frage nach dem Warum in der Selbstständigkeit brachte mich darauf, dass ich mehr tun wollte, als nur unliebsame Aufgaben abzunehmen. Zudem war ich da noch in der Annahme, dass ich nicht resilient bin. Zusätzlich wollte ich endlich etwas Sinnvolles vermitteln. Dass ich dabei noch mehr über Achtsamkeit und Selbstmanagement lernen würde, war mir da noch nicht bewusst.
27. Juni 2021 Organisationsmentorin einmal alles neu oder doch nicht?
Ein kostenloser Workshop brachte eine Teilnehmerin darauf, dass die Inhalte und die Art und Weise der Vermittlung eher einer Mentorin als einer virtuellen Assistenz glich. Somit war der Grundstein für eine Veränderung gelegt. Es stellte sich die Frage, was ich denn nun machen möchte. Ich schaute auf das, was schon da war und stellte fest, dass ich schon immer nach der besten Art, wie man sich selbst managen kann, schaute. So war die Ordnungschaotin geboren.
28. Heute

Selfie

Das bin ich heute

Heute bin ich nach wie vor dabei, mein inneres Kind zu heilen und dabei immer mehr zu mir selbst zu finden. Ich habe es inzwischen geschafft bis zu 10 Kilometer zu joggen und es weiterhin in meinen Alltag zu integrieren. Mein erstes Gruppenprogramm habe ich dieses Jahr gelauncht, habe eine Workbook für 0,-€ und einen Newsletter. Auf Socialmediakanälen und meiner Webseite werden regelmäßig Inhalte veröffentlicht. Dabei steht nach Jahren der Findungsphase für mich immer noch die Selbstfürsorge im Vordergrund, daher ist es mir ein besonderes Anliegen selbstständige Mütter dabei zu unterstützen ihre vorhandenen Ressourcen zu erkennen und achtsamer mit sich umzugehen.