Ich habe Jahre gebraucht, um herauszufinden, dass Perfektionismus Bestandteil meines Lebens ist. Es gab viele Situationen, die mich wahnsinnig gemacht haben, nur weil ich mit dem Ergebnis, das ich abgeliefert habe, nicht zufrieden war. Der Drang alles perfekt machen zu wollen und mich immer wieder für die „Misserfolge“ zu verurteilen haben zu einem völlig verzerrten Weltbild geführt. Egal ob bei der Arbeit, der Mutterrolle oder mein Aussehen. Nie war etwas gut genug. Da ich irgendwann in Gesprächen merkte, dass mich andere Menschen völlig anders wahrnehmen, ging ich auf die Suche nach dem Grund für mein Streben nach Perfektion.

Wer kennt es nicht? Die Aufgabe ist erledigt, aber man selbst ist überhaupt nicht damit zufrieden. Egal was du tust, am liebsten würdest du nichts von deinen Projekten abgeben, weil sie einfach nicht gut genug sind. Du kannst es auch gar nicht verstehen, dass jemand diese Arbeit gut findet, oder sogar bezahlt. Der Grund dafür kann Perfektionismus sein. Was bedeutet der Begriff überhaupt und was kannst du dagegen tun. Ist er vielleicht sogar gar nicht schlecht? Diesen Themen widmet sich dieser Beitrag.

Was ist Perfektionismus überhaupt?

was ist Perfektionismus?

Perfektionismus ist die Überzeugung, dass alles, was nicht perfekt ist, nicht akzeptabel ist. Es ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das dadurch gekennzeichnet ist, dass man extrem hohe Ansprüche an sich selbst stellt und die eigene Leistung oder Arbeit übermäßig kritisch betrachtet. Das Bedürfnis, in jedem Lebensbereich perfekte Ergebnisse abzuliefern, von der Arbeit über Beziehungen bis hin zum Aussehen. Es ist der Zwang, bei allem, was man tut, fehlerfrei sein zu wollen. Leider ist es auch eine verzerrte Selbstwahrnehmung von dem, was wir unserer Meinung nach sein sollten.

Wann ist etwas perfekt?

Etwas kann als perfekt angesehen werden, wenn es alle gewünschten Kriterien oder Erwartungen erfüllt. Es ist allerdings wichtig, sich bewusst zu machen, dass Perfektion subjektiv ist und von Person zu Person unterschiedlich sein kann. Sie liegt also im Auge des Betrachters. Ein Follower hatte eine schöne Definition: Perfektion ist, wenn man sich sehr wohlfühlt.

Perfektionismus: Streben statt Weiterentwicklung

Es ist ein zweischneidiges Schwert, Segen und Fluch zugleich. Einerseits treibt es uns dazu, nach Exzellenz zu streben, über unsere Grenzen hinauszugehen und Großes zu erreichen. Andererseits kann es zu Stress, Ängsten und Selbstzweifeln führen und uns davon abhalten, unsere Ziele zu erreichen. Es ist leicht, sich auf das Streben nach Perfektion einzulassen, sich auf jedes Detail zu konzentrieren und sich selbst unerbittlich für Fehler zu kritisieren. Aber die Wahrheit ist, dass Perfektion ein unerreichbares Ziel ist.

Wenn du nach Perfektion strebst, bist du oft zu streng mit dir selbst und bist mit deinen Leistungen nie zufrieden, egal wie beeindruckend sie auch sind. Du drängst dich ständig dazu, es besser zu machen, besser zu werden und mehr zu erreichen, aber zu welchem Preis? Der ständige Druck, perfekt zu sein, kann zu Stress, Burnout und sogar Depressionen führen. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass es beim Perfektionismus nicht um Erfolg geht, sondern vielmehr um das Streben nach einem unerreichbaren Ideal, das niemals erreicht werden kann. Viel wichtiger ist es sich auf den Fortschritt, Wachstum und Selbstakzeptanz zu fokussieren.

Fokus auf den Fortschritt

Der Preis des Perfektionismus

Perfektionismus wird oft als eine Eigenschaft, die bewundert und gefeiert werden soll. In Wahrheit hat Perfektionismus mehr negative Auswirkungen auf dein Leben, als du vielleicht denkst. Es kann zu mangelnder Produktivität führen. Wenn du zu viel Zeit damit verbringst, dich mit Details zu beschäftigen, kann es sein, dass du dich in Kleinigkeiten verzettelst und den Überblick über das Gesamtbild verlierst. Das kann zu mangelndem Fortschritt und dem Gefühl des Stillstands führen. Perfektionismus kann dich dazu veranlassen, Risiken nicht einzugehen oder neue Dinge auszuprobieren. Diese Angst kann dich davon abhalten, deine Ziele zu erreichen und das Leben zu führen, das du dir wünscht. Er kann deine Beziehungen zu anderen belasten. Wenn du dir selbst gegenüber übermäßig kritisch bist, bist du möglicherweise auch gegenüber deiner Mitmenschen zu kritisch. Letztendlich ist der Preis für Perfektionismus zu hoch, und es ist wichtig zu erkennen, wann du im Namen der Perfektion dein geistiges, emotionales und körperliches Wohlbefinden opferst.

Perfektionismus und Aufschieberitis: Zwillinge?

Wenn du ein Zwilling bist, kennst du den Kampf nur zu gut. Du neigst von Natur aus dazu, bei allem, was du tust, nach Perfektion zu streben, was in vielen Bereichen deines Lebens von großem Vorteil sein kann. Wenn man aber glaubt, dass alles perfekt sein muss, kann es schwierig sein, überhaupt mit irgendetwas anzufangen. Möglicherweise schiebst du wichtige Aufgaben auf, weil du Angst hast, sie nicht perfekt zu erledigen. So kann dein Perfektionismus schnell in Aufschieberitis umschlagen. Du steckst in einem Kreislauf des endlosen Optimierens und Verfeinerns fest und bist mit dem Endergebnis nie ganz zufrieden. Es ist leicht, sich in den Details zu verlieren und den Blick für das große Ganze zu verlieren. Aber du musst dich nicht von Perfektionismus und Prokrastination zurückhalten lassen. Indem du lernst, diese Entwicklungen zu erkennen und Strategien zu ihrer Überwindung zu finden, kannst du deine angeborene Kreativität nutzen.

  • Versuch dir zu überlegen, was schlimmstenfalls passieren kann, wenn deine Aufgabe nicht perfekt beendet ist.
  • Versuche, zu definieren, was das Ganze perfekt werden lässt.
  • Ist es wirklich realistisch?

Perfektionismus: die inneren Kritiker

Perfektionismus lässt dich glauben, dass nichts jemals gut genug ist. Es beginnt mit dem einfachen Wunsch, die Dinge richtigzumachen, gerät aber schnell außer Kontrolle. Bevor du es merkst, wird jede Entscheidung zu einem Kampf zwischen dem, was du für perfekt hältst, und dem, was tatsächlich erreichbar ist. Perfektionismus führt oft zu Frustration und Enttäuschung. Es ist die Stimme, die dir sagt, dass deine Arbeit nie gut genug ist, dass du nicht klug genug bist, dass du nicht hübsch genug bist oder dass du keinen Erfolg verdienst. Das können ebenso die Stimmen der Vergangenheit sein. Die Bezugspersonen, die durch ihre verbale und nonverbale Kommunikation, dich in dem Glauben ließen, nur wenn du noch besser wirst, bekommst du Aufmerksamkeit und Zuneigung. Perfektionismus nimmt dir Freude, Kreativität und Spontaneität.

Ich bin nicht gut genug

Dieser Glaubenssatz kann ein Grund für deinen Perfektionismus sein. Der Glaube, dass du mit perfekt abgelieferten Aufgaben mehr Zuneigung und Aufmerksamkeit bekommen kannst, hält sich wacker. Leider funktioniert das nicht, denn deine Bemühungen bringen niemanden dazu, dich mehr zu lieben oder dir mehr Aufmerksamkeit zu geben. Das machen Menschen, wenn es ehrlich gemeint ist, nur deinetwegen. Wenn du dich oft so fühlst, dann möchte ich, dass du jetzt zum Spiegel gehst, dich selbst anlächelst und dir sagst „Du bist gut genug“. Das Verrückte daran, dein Gehirn glaubt, dass es jemand anderes gesagt hat.

Was hilft dagegen?

  1. Festlegen, was „gut“ ist und halte dich daran
  2. Zeitlimits und Fristen festlegen und einhalten
  3. Dir bewusst machen welche Aufgaben wollen perfekt erledigt werden?
  4. Stell dir einen Wecker und versuche schneller zu sein
  5. Ansprüche herunterschrauben
  6. Fehler und Misserfolge als Chance zum Lernen und Wachsen akzeptieren
  7. Übe Selbstmitgefühl

Sei freundlich zu dir selbst und denke daran, dass es zum Menschsein gehört, Fehler zu machen. Behandel dich selbst mit der gleichen Freundlichkeit und dem gleichen Verständnis, das du einem Freund entgegenbringen würden.

    Unperfekt

    Versuche, Dinge einfach auch mal unperfekt abzuliefern. Den Meisten fällt es gar nicht auf. Diejenigen, denen es auffällt und dich dafür kritisieren, willst du sowieso nicht in deinem näheren Umfeld haben. Diejenigen, die dich gernhaben und dich schätzen, werden dich freundlich darauf hinweisen. Wenn du nicht gerade ein Pilot bist, der den falschen Knopf gedrückt hat, wird in der Regel auch nichts Weltbewegendes passieren. Denk dran unperfekt bedeutet nicht das es schlecht ist. Nur eben nicht perfekt.

    Perfektionismus loslassen

    Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Definition von Perfektion neu zu definieren, Unvollkommenheit als Teil der menschlichen Erfahrung zu akzeptieren und eher nach Fortschritt als nach Perfektion zu streben. Erkenne deine Erfolge an und sei stolz auf die Fortschritte, die du gemacht hast, auch wenn diese nicht perfekt sind. Unvollkommenheit kann schön sein. Es ist wichtig zu erkennen, dass Perfektion ein unerreichbarer Standard ist, und das ist in Ordnung. Akzeptiere die Macken und Fehler, die dich einzigartig machen, und lerne, die Unvollkommenheiten deiner Arbeit zu schätzen. Also lass diese perfektionistischen Tendenzen los und genieße die Schönheit der Unvollkommenheit. Erkenne, dass Fehler und Misserfolge ein natürlicher Teil des Lernprozesses sind. Dein Verstand und deine Arbeit werden es dir danken.

    Lerne aus deinen Fehlern

      Lerne deine Makel anzunehmen

      In der Natur gibt es nichts, was perfekt ist. Daran solltest du dir ein Beispiel nehme. Dort werden Pflanzen und Tiere nicht ausgeschlossen, nur, weil sie nicht perfekt sind. Wir als Menschen erfreuen uns ja sogar an der Einzigartigkeit und Vielfalt, die wir in der Natur erleben können. In der Tierwelt, wirst du es außerdem nicht erleben, dass das Muttertier ihr Kind verlässt nur, weil es ein Knickohr hat, oder weil es einen Punkt zu viel hat. Deine Makel machen dich einzigartig, darum lerne sie anzunehmen.

      Ist Perfektionismus schlecht?

      Zu guter Letzt klären wir noch die Frage, ob Perfektionismus denn nun immer schlecht ist. Perfektionismus kann sowohl gut als auch schlecht sein, je nachdem, wie er sich zeigt und das eigene Leben beeinflusst. Während es den Einzelnen dazu motivieren kann, Höchstleistungen zu erbringen und Großes zu erreichen, kann es auch zu Angstzuständen, Aufschub und einem Mangel an Lebensfreude führen. Menschen möchten oft aufgrund gesellschaftlichen Drucks oder persönlicher Unsicherheiten perfekt sein. Bedeutet also je nachdem wie mental du gefestigt bist, kann Perfektionismus tatsächlich auch gut sein.

      Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Perfektionismus wie ein anzustrebendes Ideal erscheint, aber er kann oft mehr schaden als nützen. Es ist wichtig, Unvollkommenheiten zu akzeptieren und zu verstehen, dass sie ein natürlicher Teil des kreativen Prozesses sind. Wie der legendäre Künstler Salvador Dalí einmal sagte: „Hab keine Angst vor der Perfektion, du wirst sie nie erreichen.“ Also mach weiter, mach Fehler, gehe Risiken ein und lass deiner Kreativität freien Lauf. Denk daran, Schönheit liegt im Unvollkommenen, und das macht sie einzigartig und besonders.

      Für mehr Aktion, um weg vom Perfektionismus zu kommen, empfehle ich dir mein Workbook „Aktionspläne„.