Die Liebe Judith hat mal wieder eine Blogchallenge veranstaltet. Diesmal ging es darum, was ich denn bewirken will. Tatsächlich stelle ich mir gerade sehr oft die Frage, was mein Tun überhaupt für einen Sinn hat.

Arbeit sinnvoll genug?

Meine ersten richtigen Erfahrungen im Berufsleben durfte ich in einem Motorradzubehörladen sammeln. In dem war ich über 15 Jahre tätig. Aber, obwohl Schutzkleidung für Menschen verkaufen schon sinnvolle Arbeit ist, war es trotzdem nichts sinnbringendes, denn auf ein Zweirad zu sitzen war zumindest damals ein Hobby. Das diejenigen sich ausgesucht hatten und sich somit wissentlich in „Gefahr“ begaben. Daher blieb hier die Sinnhaftigkeit auf der Strecke. Als ich dann einen Burnout hatte, stand ich erst recht vor der Frage, was das Ganze denn soll, wenn ich mich dafür bis zu Grenze aufopfere. Natürlich ohne wirkliche Wertschätzung meiner Arbeit. Was ist der Sinn darin, einem noch reicheren Menschen noch mehr Geld zu ermöglichen, der meines Wissens nach nichts damit getan hat, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Meine Bemühungen, die Bedingungen für meine Mitarbeiter:innen zu verbessern, sind auch ins Leere gelaufen.

Was hinterlasse ich denn?

Immer öfter stellte ich mir die Frage, was hinterlasse ich denn, wenn es mich nicht mehr gibt? Wird mich überhaupt jemand vermissen? Reicht es wirklich aus, hier und da mal ein paar Euro in irgendwelche wohltätige Projekte zu investieren? Was mich wirklich dazu getrieben hat diese Fragen zu stellen war ein Buch, das leider einem Hochwasser zum Opfer gefallen ist. Das göttliche Geheimnis der Ya-ya Schwestern hieß das Buch in dem eine Frauenclique die Tochter eines der Mitglieder, mit deren Mutter wieder verbinden möchte. Zu Hilfe nehmen sie ein Notizbuch, indem jede der Frauen ihre Erlebnisse und Erinnerungen gesammelt hat. Ich stand plötzlich da und fragte mich, wer meine Erinnerungen und Erlebnisse mal vererbt bekommt. Da war niemand. Was hinterlasse ich denn, wenn ich mal nicht mehr bin? Tagebücher habe ich schon immer geschrieben, aber auch die würden irgendwann im Müll landen. Natürlich stellt sich die Frage, ob die wirklich wertvoll wären.😅 Die meisten sind gefüllt mit dem Leid, das ich im Zusammenleben mit den Partnern ertragen habe. Vielleicht mit ein Grund, warum ich das bloggen anfangen habe.

Nachhaltigkeit

Als ich dann Mutter wurde, merkte ich schnell, dass ich eine ganz andere Welt hinterlassen will. Ich habe mich viel mit Zero Waste und Nachhaltigkeit beschäftigt. Damit, wie mein Konsumverhalten ist. Dass ich meine Kinder in einer Welt großziehen möchte, die noch länger vorhanden ist. Ich möchte das sie lernen respektvoll mit Ressourcen umzugehen. Mit einem Mann der klassische Jäger und Sammler ist und das natürlich an seine Kinder weitergibt, ist das Ganze eine ziemlich große Herausforderung. Wo der Große noch eher auf die Dinge achtgibt, ist es dem kleinen Bruder völlig egal. Kann doch alles neu gekauft werden.

Heilung im kollektiv

Mit der Mutterschaft schlugen die Dämonen der Vergangenheit zu. Nicht nur die meinen, sondern auch die der Generationen davor. Der Begriff schwarze Pädagogik bekam immer öfter einen Platz in meinem Denken. Die Gewissheit, dass es viele Mütter wie mich gibt, die gerne anders erziehen, wollen, aber zum Teil nicht können, weil sie in ihren alten Prägungen feststecken. So ist zumindest ein winzig kleiner Schritt, den ich dazu beitrage, dass ich, so oft es geht, mit meinen Kindern anders umgehe, als es die schwarze Pädagogik vorschreibt. Es ist ein langer und anstrengender Weg, den ich aber gehen will. Denn ich will zumindest die Gewissheit haben, dass meine Kinder mich erlebt haben im Gegensatz zu meinen Eltern. Ich mache sicher noch lange Fehler in meinem Tun, dafür gehe jeden Tag einen Schritt in meine richtige Richtung. Meine Enkelkinder, wenns denn mal welche gibt, sollen nicht in einer gewaltvollen Umgebung groß werden. Zumindest aus meiner Richtung, die zukünftige Schwiegerseite kann ich nicht beeinflussen 😅.

Dorf bilden Verbindung schaffen

Am liebsten wäre mir, wenn ich dazu beitragen könnte, dass wir wieder mehr „Dörfer“ für die ganzen Mütter hätten. Dass es möglich ist, Schul- und Kitaschließungen mit einem Mutternetzwerk aufzufangen. Dass eine Mutter die Möglichkeit hat, wenn sie gerade am Ende ist, ihre Kinder bei anderen Müttern oder auch Vätern abgeben zu können. Denn auch wenn viele das Glück haben, noch Omas und Opas für ihre Kinder zu haben, gibt es eben auch die Eltern, die ihre Kinder lieber nicht dort abgeben wollen. Dort sind die Kinder in deren Augen die manipulativen Tyrannen und werden auch so behandelt. Darum wäre es viel sinnvoller, mit Gleichgesinnten sich zu verbünden.

Selbstliebe

Ich bin davon überzeugt, dass wir mehr Selbstliebe brauchen. Wie genau ich das bewerkstelligen kann, dass davon noch mehr in der Welt vorhanden ist, weiß ich leider noch nicht so genau. Natürlich kann ich erstmal bei mir anfangen. Es an meine Kinder weitergeben und in der Kundenarbeit hoffen, dass auch da meine Kundinnen erkennen, wie liebenswert sie sind.

Veränderungen anstoßen

Ich möchte eine Welt mitgestalten, in der meine Kinder in ihrer Art wie sie sind, nicht als unnormal oder ungezogen abgestempelt werden. Gerade als Jungs ist es noch immer ungern gesehen, sensibel zu sein und sich verletzbar zu zeigen. So viele Generationen sind einfach anders sozialisiert worden. Zum Teil natürlich auch, weil es nicht anders ging. Inzwischen haben wir den Luxus, dass wir uns darüber Gedanken machen können, wie wir unser gesellschaftliches Zusammenleben anders gestalten können. Es krankt nun mal einfach noch sehr.

Genauso fürchterlich sind die Ansichten, was für ein Bild einer Mutter erfüllt werden soll. Erfreulicherweise gibt es schon viele Bewegungen in die richtige Richtung. Aber ich sehe noch immer zu viele Mütter, die vor dem Burnout stehen oder ihn schon hinter sich haben, weil sie noch immer zu viel erfüllen müssen oder wollen. Dazu hat natürlich die schwarze Pädagogik beigetragen. Dort wurden die Erwartungen gebildet und sind noch immer bei vielen verankert.

Zudem sind die Geschichten, wie die Mütter ihre Kinder zur Welt bringen, erschreckend. Kaum Ansprechpartner in Form von Hebammen oder Doulas. Meine erste Geburt war traumatisch für mich und mein Kind. Als Gebärende wird man zum Teil wie eine Nummer abgehakt. Dass dadurch vieles zerstört wird, ist diesem Gesundheitssystem nicht bewusst. Höher, schneller, weiter und die Kostenfrage steht ganz weit oben. Da werden Mütter als Weicheier abgetan, weil sie mit Schmerzen nicht umgehen können. Wie soll man sich da sicher und wohlfühlen?

Warum ist es nicht mehr erlaubt, auch unangenehme Gefühle zu haben? Richtig, weil wir verlernt haben, sie auszuhalten. Sie durften zu lange nicht zugelassen werden. Sie sind unangenehm und sollen weg. Wunden können nur dann heilen, wenn sie wahrgenommen werden.