Lieber sterben wir zu Hause, bevor ich nochmal ins Krankenhaus gehe!”

Ist eine schmerzfreie Geburt überhaupt möglich?

Wie du ja nachlesen könnt, war unsere erste Geburt nicht gerade schön oder angenehm. Für mich war am schlimmsten, dass ich erst später herausgefunden hatte, warum die erste Geburt so verlaufen war. Die ausgelösten Trigger, dem Kind würde es nicht gut gehen. Das Gefühl, dem ganzen Krankenhauspersonal ausgeliefert zu sein. Diese Angst vor den Schmerzen und diese Hilflosigkeit währenddessen und niemand, der einen unterstützte oder wirklich da war.

Mein Mann sagte im Nachhinein, dass er ebenfalls gemerkt hatte, man möchte uns loswerden, weil wir zu lange für unsere Geburt benötigten. Was er nicht verstanden hatte, dass ich nicht mehr für mich einstehen konnte und ihn gebraucht hätte, um uns aus dieser verfahrenen Situation heraus zu bekommen.

Wieder Schwanger

Jetzt war ich in der zweiten Schwangerschaft und fragte mich, ob es nicht anders gehen könnte, womöglich sogar komplett schmerzfrei. Ich hatte mich schon vor der Schwangerschaft dafür entschieden, eine Hausgeburt zu wollen.

„Lieber sterben wir zu Hause, bevor ich nochmal ins Krankenhaus gehe“.

Da saß ich nun schwanger und suchte eine Hebamme. „Du hattest doch einen Kaiserschnitt, da geht das doch gar nicht zu Hause.” “Das Risiko ist zu groß, was, wenn etwas passiert?”. Diesmal konnte Dr. Google mir nicht helfen.

Schließlich kam das Telefonat mit einer Hebamme. Ihre erste Geburt war ein Kaiserschnitt und danach eine vaginale Hausgeburt. Somit war der erste Schritt schon gesetzt und die Zweifler verstummten erstmal.

Im Nachhinein sehe ich vieles anders in Bezug auf die erste Geburt. Der Stillstand könnte an den äußeren Umständen gelegen haben. Natürlich war ich nach 14 Stunden Wehen fertig, aber nach einem Einlauf und der Badewanne, so wie kaum etwas zu essen, ging nichts mehr. Die Ruhephasen konnte ich auch nicht nutzen. Mein Gefühl sagte mir, ich will stehen zur Geburt und hätte jemand gebraucht, der mich hält. Mit fast 80 kg war ich meinem Mann der mindestens 10 Kilo weniger wog zu schwer, unzumutbar, der hatte schließlich noch mehr gelitten wie ich.

Onlinekurs zur schmerzfreien Geburt

Ich stieß auf Instagram auf eine Werbung zu einer Webseite, die “Geburt mit flow” hieß, die sich mit schmerzfreier Geburt beschäftigt. Schließlich gab es auch hierzu eine Facebook-Gruppe, die eine 5-tägige Challenge veranstaltete. Hier sollten wir uns mit der bevorstehenden Geburt und den damit verbundenen Ängsten befassen. Letzten Endes sind solche Challenges immer dafür ausgelegt, etwas zu verkaufen, so auch hier. Ein Onlinekurs wurde angeboten, mit fast 300 Euro war der aber so gar nicht in meinem Budget. Durch einen glücklichen Zufall bekam ich diesen super günstig.

In diesem erfuhr ich, dass ich den Zugang verweigern darf. Wie die Ärzte und das Krankenhauspersonal einen beeinflussen, um einen schnell wieder loszuwerden. Wie die Anatomie des Beckens ist. Es gab viele Aufgaben zur Achtsamkeit wie die Dankbarkeitsliste und positive Affirmationen, um das innere Mindset umzuprogrammieren. Was davon abhängig ist, dass es eine schmerzfreie Geburt werden kann.

Welche Ängste in mir waren und nach Punkten bewerten

5 sehr 1 nicht so sehr

Während der Schwangerschaft:

  • das Kind schon im Bauch stirbt 5

In Bezug auf die Geburt:

  • dass ich es nicht ohne Kaiserschnitt schaffe 5
  • Die Schmerzen zu stark werden 3 
  • es wieder zu lange dauert 2
  • Das mir die Kraft ausgeht 3
  • das Kind dabei stirbt 5
  • Dass wir wegen Komplikationen ins Krankenhaus müssen 5

Wochenbett:

  • mein Mann kann mich nicht genug unterstützen 5
  • kein Geld 5
  • Arbeiten geht nicht 5
  • der große Bruder akzeptiert das Baby nicht 5
  • das ich durch den Schlafmangel aggressiv werde 5
  • ich kann nicht allen gerecht werden 4
  • nicht genug Zeit für mich 3

Babyzeit:

  • Es entsteht keine Routine 3
  • das ins Bett bringen wird Horror mit beiden 4
  • Finanzielle Katastrophe 5
  • geht arbeiten? 5

Bücher zu schmerzfreier Geburt

Von einer Freundin bekam ich einige Bücher unter anderem zu den Themen Hypnobirthing und Alleingeburt. Im Internet hatte ich mir zusätzlich Mediation zu Hypnobirthing heruntergeladen. In Verbindung mit dem Kurs kamen noch weitere Meditationen hinzu, so dass ich ab da jeden Abend mit Meditationen einschlief. Die Atemübungen machte ich auch brav täglich wie im Kurs vorgeschlagen auf der Toilette beim Stuhlgang.

Ich wollte an meiner Einstellung zur Geburt arbeiten. Mit meinem Mann habe ich die erste Geburt durchgesprochen und auch was ich glaubte, was schiefgegangen war. Er hatte überhaupt nicht realisiert, dass ich für mich nicht mehr einstehen konnte.

Alleingeburt

Dieses Buch hatte ich schon angefangen, als die Hebamme sich bisher nicht zurückgemeldet hatte. Ich wollte mich schon darauf einstellen, dass wir das vielleicht allein machen müssten. Für mich war das Buch am informativsten. Wie man die Kindslage herausfinden kann. Wie das Baby aussehen kann, was für Werte wichtig oder eben nicht sind.

Das keine Muttermundkontrolle nötig ist. Am besten sogar wegen Infektionsgefahr ganz gelassen werden sollte. Ich erfuhr auch, dass ich gar nicht zum Frauenarzt muss, wenn ich nicht will. Allerdings ist das auch abhängig vom Hebammen Vertrag. Manche benötigen diverse Termine, wie zum Beispiel den ET+4 oder auch ET+10. Wofür die Nabelschnur auspulsieren ist.

Als die Hebamme dann schließlich, kam, brachte sie irgendwann ein Buch mit, das hieß witzigerweise “FlowBirthing“. H“er erfuhr ich viel über die Urgewalt und alles Spirituelle. Das Foto von der Zeichnung entstand daraus.

Fragen, Fragen, Fragen…

Wie reagiere ich, wenn die Geburt mit einem Blasensprung beginnt, aber ohne Wehen beginnt?

Wie wird es sein, wenn die Wehen beginnen?

Wie reagiere ich, wenn es superschnell geht?

Was tue ich, wenn sich die Geburt lange zieht?

Was ist, wenn die Geburt tagsüber ist?

Was, wenn die Wehen unerträglich werden?

Wann will ich eventuell die Hebamme rufen?

Was tue ich, wenn mein Partner mit der Situation überfordert ist?

Erster Kaiserschnitt notwendig?

Die Hebamme hatte sich unseren Geburtsbericht von der ersten Geburt angeschaut. Die Werte vom Baby waren perfekt. Da wurde mir allerdings relativ schnell vermittelt, dass wir möglichst schnell handeln sollten. Auch vom gesamten Ablauf war sie nicht so begeistert. Ihrer Ansicht nach hätte es  noch andere unterstützende Maßnahmen gegeben. So war ihr Ziel ganz klar dasselbe wir meines, das Kind sollte „unten“ rauskommen.

Immer wenn ich auf die bevorstehende Geburt angesprochen wurde, hatte ich dieselbe Antwort: “kein Problem, das werden drei schmerzfreie Stunden und flutscht nur so!”…